Tag 1: Um 7.45 haben wir den Anker gelichtet und um 8.00 waren die Segel draußen. Uns empfing ein sehr unruhiges Meer und deutlich mehr Wind als angesagt. Wellen bis ca 5 Meter Höhe schlugen mehrfach übers Cockpit, weshalb die Mädels und ich uns schnell nach drinnen verzogen. Direkt zu Beginn die heftigsten Bedingungen unter denen wir bisher gesegelt sind-das war definitiv nicht der beste Start in das Abenteuer... Dafür ging es mit 8-9 Knoten (in der Spitze über 10) flott voran und nach 1,5 Std konnten wir in der Abdeckung von St. Vincent etwas durchatmen und benötigten teilweise sogar Motorunterstützung um voran zu kommen. Die Mädels und ich nutzten die ruhigen Bedingungen für ein Kartenspiel und wir öffneten ein paar Luken, um den Innenraum etwas trocken zu lassen (die ein oder andere Luke ist nicht mehr ganz dicht). Nach St. Vincent ging die ruppige Fahrt in die nächste Runde, bei konstant über 25 Knoten Wind-in der Spitze über 30 Knoten. Etwas Gutes hat die Sache aber auch: Wenn wir so weiter fahren würden wären wir bereits am Donnerstagmorgen in Sint Maarten!
Zum Mittagessen gab es in Anbetracht der unruhigen See und zur großen Freude der Kids Nudeln mit Ketchup. Danach ließ der Wind endlich deutlich nach-nun waren es "nur" noch um die 20 Knoten. Wir Mädels lümmelten entspannt auf der Couch rum, als Steffen uns nach draußen beorderte: zum ersten Mal begleiteten Delfine die Tweeny! Drei Stück schwammen an uns vorbei und dann netterweise sogar noch einmal zurück und wieder vor. Die Freude war riesen groß und dieses Erlebnis in Kombination mit einer deutlich ruhigeren See, bei der nicht ständig eine Welle übers Cockpit schlug, waren für mich der Wendepunkt und ich fing an, unseren kleinen Ausflug zu genießen. Wir blieben dann noch eine ganze Zeit draußen und konnten ebenfalls zum ersten Mal einige fliegende Fische beobachten. Ich dachte immer, dass diese so genannt werden, weil sie sehr weit springen können. Dass sie tatsächlich über kleine Flügel verfügen und damit richtig fliegen können war deshalb eine große Überraschung. Gegen 15.30 waren wir auf Höhe von Sankt Lucia und gönnten uns eine Tasse Kaffee (wir haben derzeit die Auswahl zwischen koffeinfreiem und einer instant-variante von Nescafe-Sint Maarten wir freuen uns auf dich!). Die Mädels durften einen Film schauen und Steffen und ich nutzten die Chance, um mögliche Notfälle und die daraus resultierenden Manöver durchzusprechen. Dieses machen wir in regelmäßigen Abständen, damit das Wissen sich gut einprägen kann und im Zweifel abrufbar ist.
Zum Abendessen gab es eine Mischung aus Natur-und Fruchtjoghurt, Haferflocken, Milch und Obst. Wir lieben diese "Matschepampe" alle sehr 😊
1. Nacht:
Es ist jetzt 19.45 Uhr und bereits dunkel. Der Wind hat wieder zugelegt und pustet uns mit 20-25 Knoten um die Ohren. Wir befinden uns auf der Höhe zwischen Sankt Lucia und Martinique. Die Mädels schlafen und Steffen hat sich gerade nach einer kurzen Übergabe ebenfalls hingelegt. Der Mond scheint hell, so dass ich die Wellen um uns herum gut erkennen kann. Das Gefühl ins dunkle Meer hinein zu fahren war zu Beginn etwas seltsam, aber ich habe mich recht schnell daran gewöhnt. Nun werde ich die Chance nutzen um ausgiebig zu lesen und hoffe sehr, dass es gut läuft und Steffen eine ordentliche Mütze Schlaf abbekommt.
Leider war für ihn an Schlaf nicht zu denken, weshalb wir um 22.30 Uhr wechselten und ich mich in die Koje kuschelte. Leider ebenfalls ohne Erfolg. Die Situation (und somit auch wir) war entspannt, aber anscheinend lief da doch noch eine Portion Adrenalin mit. Also übernahm ich ab 2.30 wieder und konnte somit um 4 Uhr den Monduntergang beobachten. Bisher war mir nicht bewusst, dass es Nachts eine mondlose Phase gibt! Steffen war zu dieser Zeit noch einmal bei mir draußen und als er sich wieder hin legen wollte trat er fast auf einen fliegenden Fisch, welcher sich bedauerlicherweise in unser Wohnzimmer verirrt hatte. Leider kam für den kleinen Kerl jede Hilfe zu spät.
Ab 5 Uhr waren dann beide Mädels wach und während Maila sich mit mir und ihrer Decke zum Sterne gucken ins Cockpit kuschelte, blieb Fee noch etwas liegen und hörte ein Hörbuch. Um 6 Uhr wurde es allmählich hell und wir starteten mit einem leckeren Frühstück in den zweiten Tag.
PS: In den ersten 24 Std waren wir mit einem Durchschnitt von 6,7 Knoten recht flott unterwegs.
Tag 2: nach meiner durchgemachten Nacht nutze ich vormittags jede Chance die sich mir bietet, um etwas zu dösen. Ein kleiner Powernap wirkt wahrlich Wunder! Wir kommen weiterhin mit 6-7 Knoten gut voran und genießen eine recht ruhige See. Gegen Mittag passieren wir Guadeloupe und geraten dort in eine lang anhaltende Flaute. Wir nutzen sie zum Mittagessen und lassen danach einen Motor mitlaufen. Während die Mädels einen Film schauen bekomme ich eine Stunde Schlaf. Danach übernehme ich und Steffen legt sich hin, allerdings ist sein Glück nur von kurzer Dauer- der Wind kommt zurück und ich wecke ihn um die Segel zu setzen.
Nach einer kurzen netten Segeletappe dreht der Wind ordentlich auf und es wird ungemütlich. Nachdem ich den Großteil der letzten Nacht im starken Wind verbracht habe, stresst dieser mich zum Glück nicht mehr (auch sonst sind wir weiterhin von Seekrankheit verschont geblieben). Unangenehm wird es aber für mich, wenn die Welle immer wieder das Cockpit flutet. Damit wird die Grenze zwischen "oben Boot und unten Meer" überschritten und wenn das Meer das Boot vereinnahmen will ist das ja nun einmal selten gut. Abgesehen davon sind Salzwasserduschen auch nicht besonders angenehm.
Das holprige Wetter hält noch an, als ich die Mädels ins Bett bringe. Sie lassen sich davon generell nicht stören, nur wenn sie sich aufgrund dessen irgendwo anhauen (was uns allen nahezu täglich passiert) schimpfen sie manchmal auf das wackelige Boot.
2. Nacht: Ich kann tatsächlich mit dem Mädels eine kleine Runde schlafen und löse Steffen um 22 Uhr ab. Er hat die Wache erstmalig von drinnen ausgeführt und alle 15 Minuten nach dem Rechten geschaut. Die Situation hat sich aber soweit beruhigt, dass ich es mir dick eingemummelt mit meinem E-reader in unserem Steuerstuhl bequem machen kann. Die heutige Flaute hat uns einiges an Zeit geraubt, aber wir sollten dennoch im Laufe des morgigen Tages in Sint Maarten ankommen.
Gegen Mitternacht passieren wir Nevis und erstmalig sind wir so nah dran, dass wir die Lichter sehen können. Gegen 2 Uhr sehe ich jedoch Lichter, die ich nicht direkt zuordnen kann. Ich wecke Steffen und es stellt sich heraus, dass wir frontal auf ein großes Schiff zu steuern. Wir ändern unseren Kurs und behalten es auf dem Radar und auch so genau im Auge. Mit der Zeit wird jedoch klar, dass es sich nicht von der Stelle bewegt, obwohl es sämtliche Fahrtenleuchten eingeschaltet hat. Um drei Uhr wird Maila wach. Also lege ich mich zu den Mädels und schlafe seelenruhig bis die Sonne aufgeht.
Tag 3: Nach drei erholsamen Stunden Schlaf werde ich mit den Worten: "Mama bleib liegen, wir machen Frühstück und holen dich, wenn es fertig ist" geweckt. Fee besteht alle paar Tage auf diese Überraschung für mich und ich freue mich natürlich immer sehr über so einen schönen Start in den Tag. Das Frühstück gestaltet sich dann allerdings etwas unruhig, weil der Wind uns mit Böen bis zu 30 Knoten um die Ohren pustet. Wir lassen es uns trotzdem nicht nehmen, unseren Kaffee draußen in der Morgensonne im Cockpit zu trinken-eines unserer schönsten Bordrituale😊 Um ca. 9 Uhr ist Sint Maarten bereits in Sicht und wir freuen uns darauf, unser Mittagessen vor Anker zu uns nehmen zu können.
Heute ist aus zweierlei Hinsicht ein besonderer Tag für uns-zum Einen werden wir auf unsere erste erfolgreiche Überfahrt anstoßen und zum Anderen unser 11-jähriges Jubiläum "feiern" (vermutlich in Form von einer seeehr großen Mütze Schlaf 😊).
Es ist 12.00 Uhr und der Anker sitzt! Wir haben ihn in der Bucht von Philipsburg geworfen und sind positiv überrascht von der Location: An einem langen Sandstrand wechseln sich kleine Hotels, Bars und Restaurants ab. Wir waren bereits darauf eingestellt in einem Touristen Hotspot zu landen, welches einen deutlichen Kontrast zu den ruhigen und ursprünglichen Inseln unserer bisherigen Reise darstellt. Aber wir hätten uns hier alles größer und troubeliger vorgestellt. Der Strand ist menschenleer und es liegen auch nur 5 andere Segelboote (und drei riesen Kreuzfahrtschiffe) in der Bucht.
Nach dem Mittagessen macht Steffen sich auf den Weg, um uns offiziell anzumelden. Zusätzlich zu unserer vorab online Anmeldung gibt die Dame auf dem zuständigen Amt Steffen noch einige weitere Formulare mit und ist sich nicht sicher, ob wir nicht doch noch einen Test benötigen. Aber wir dürfen hier bleiben und das ist ja die Hauptsache.
Die Mädels spielen den ganzen Nachmittag auf dem Deck-ihnen ist die Freude über unsere Ankunft deutlich anzumerken!

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Kommentare
Hi ihr Vier,
Meine Güte, dass hört sich ja nun schon eher wie "Fluch der Karibik " an....anstatt "Romantik ":-). Hauptsache es ist gut gegangen...Schiff ist heil...und ihr gesund und (relativ) munter. Nur gut, dass die Mädels das so toll mitmachen.
Nach zwei Monaten stelle ich mir schon die Frage ....wie wird das nach eurer Rückkehr.???? So viel Freiheit....das wird echt schwer. Aber....ihr habt ja noch 13 Monate....so mit....weiterhin viel Spass und natürlich auch ne grosse Portion Glück.
Lg
Es tut so gut zu lesen das ihr gut angekommen seid. 😘
Die Mädels machen das super, ich will mir gar nicht vorstellen wie mein Wildfang sich da anstellen würde, wahrscheinlich hätte ich jeden Tag 5 Herzinfarkte und 5 Burn outs🙈
Ich freue mich schon wenn ihr zurück seid und erzählen könnt wie es euch ergangen ist😁